John Alba im Interview bei Mordsbuch.net

mordsbuch.net: Hallo erst mal und vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst, um meine Fragen zu beantworten 🙂
Magst du den Lesern kurz etwas über dich erzählen?

John: John Alba ist das Alter Ego von Stephan Waldscheidt, der Ratgeber für Autoren schreibt. Und das Alter Ego von Paul Mesa, der vor ein paar Jahren den Roman »Die kleine Göttin der Fruchtbarkeit« im Rowohlt-Verlag veröffentlichte. Der Roman wurde in mehrere Sprachen übersetzt und erschien auch in Italien und Frankreich bei großen Verlagen.

John Alba ist derjenige Teil meiner multiplen Persönlichkeit, der sich am wohlsten mit Geschichten fühlt, in denen phantastische Ereignisse in unsere reale Welt einschlagen und dort für Aufregung sorgen. Und für spannende Geschichten. Düster. Phantastisch.

mordsbuch.net: Seit wann schreibst du?

John: Seit zwanzig Jahren, davon mehr als zehn hauptberuflich als Autor.

mordsbuch.net: Wie bist du zum Bücher schreiben gekommen?

John: Wie vermutlich die meisten Autoren: übers Lesen. Ich war schon als Knirps eine Leseratte und habe mir selbst Geschichten erzählt. Die habe ich dann irgendwann aufgeschrieben. Obwohl ich Kurzgeschichten mag und auch schon einige Preise für meine gewonnen habe, ist der Roman doch meine Lieblingsdisziplin.

mordsbuch.net: Ab wann wusstest du, dass du Autor werden willst?

John: So richtig wohl erst, als ich schon einer war. Wann ist die Grenze zwischen Autor und Nichtautor? Wird man als Autor geboren?

mordsbuch.net: Welche Bücher hast du bisher veröffentlicht?

John: Nur ein Auszug, das reicht.

Als Stephan Waldscheidt:

Die Hartzkrieger – Das finale Rettungsbuch für Deutschland und seine Arbeitslosen. Satire.

Schreib den verd… Roman. Satire.

sowie bisher rund ein Dutzend Schreib- und Autorenratgeber, der Neueste »Plot & Struktur«.

Als Paul Mesa:

Die kleine Göttin der Fruchtbarkeit. Roman.

Insein für Outsider. Jugendroman für Erwachsene.

Als John Alba:

Zwinger. Mystery-Thriller.

mordsbuch.net: Hast du für deine Bücher recherchiert?

John: Ja. Geht nicht anders. Je mehr »Welt« du reinbringen willst, desto mehr musst du nachforschen. Ich versuche, gezielt zu recherchieren, also erst dann, wenn ich genau weiß, was ich wissen muss. Sonst besteht die Gefahr, dass man mehr Zeit mit Recherche als mit Plotten, Schreiben und Überarbeiten verbringt.

Dennoch: Recherche vor dem Schreiben kann sehr inspirierend sein.

Und: Die wichtigste Recherchequelle bist du als Autor selbst: deine Erfahrungen, Erlebnisse, Gefühle, das Meiste davon indirekt, gemixt und püriert.

Bei »Zwinger« musste ich mit Fachleuten beispielsweise über medizinische Aspekte sprechen. Oder auch in die Studien von Stephenson und Tucker hineinschauen, die über Kinder forschen, die sich an vergangene, fremde Leben erinnern. Die dunkle Seite der Nahtodforschung. Oder, ganz banal, etwas über historische und aktuelle Landmaschinen herausfinden, weil mein Protagonist ein Außendienstler für John Deere ist und alte landwirtschaftliche Gerätschaften sammelt.

Recherche erlaubt es mir, mehr über Dinge herauszufinden, die mich interessieren, wofür ich aber eigentlich keine Zeit habe. Paradox. Aber schön.

mordsbuch.net: Wo schreibst du am liebsten?

John: Ich mag es, in Cafés zu schreiben. Mich inspiriert das Treiben ringsum oder schon schlicht der Weg durch die Stadt ins Café.

mordsbuch.net: Hast Du ein festes Schreibritual?

John: Ein Ritual habe ich keins. Dafür einen Tagesplan. Vormittags ist der Roman dran, nachmittags dann andere Autorenaufgaben wie etwa Romangutachten zu erstellen, Artikel schreiben, Leserzuschriften beantworten, sozial Netzwerken und so weiter. Abends geht’s ans Plotten der Szenen, die ich am nächsten Tag schreiben will.

mordsbuch.net: Hast du ein neues Projekt, das du uns schon verraten kannst?

John: Hab ich. Kann ich. KESSEL heißt der Roman, ein Zweiteiler und Nachfolger von ZWINGER. Die unerhörten Ereignisse, die in ZWINGER angerissen werden, werden dort weiter verfolgt – und ziehen immer weitere Kreise. Wieder ein Roman, der in unserer Gegenwart und Realität spielt, doch die phantastischen Ereignisse nehmen einen größeren Raum ein.

mordsbuch.net: Gibt es einen Autor, der dein Schreiben beeinflusst hat?

John: So ziemlich jeder, den ich gelesen habe, vermute ich. Da der in meinen Regalen am häufigsten vertretene Autor Stephen King ist, hat er mich wohl auch beeinflusst. Wie weit? Kann ich nicht sagen. Für mich ist wichtig, dass am Ende ein Text dasteht, den kein anderer geschrieben haben könnte als ich selbst.

mordsbuch.net: Was sind deine Lieblingsbücher und Lieblingsautoren?

John: So etwas ändert sich mit den Jahren. Derzeit lese ich sehr gerne David Mitchell, Stephen King, Jeffery Deaver, T. C. Boyle, Stephen Baxter, George R. R. Martin, Ken Follett, Nicci French und viele, die mir gerade nicht einfallen. Vor allem entdecke ich gerne immer wieder für mich neue Autoren.

Richtig umgehauen haben mich in letzter Zeit die Originalausgaben von »Alles Licht, das wir nicht sehen« von Anthony Doerr, »Wassermusik« von T. C. Boyle, »Zeit« von Stephen Baxter und »Die tausend Herbste des Jacob de Zoet« von David Mitchell.

mordsbuch.net: Was machst du gerne in deiner Freizeit?

John: Wandern. Kochen und Backen. Richtig gut essen. Verreisen. Filme und Serien ansehen. Und lesen natürlich.

mordsbuch.net: Verrätst du einen deiner Wünsche für deine Zukunft oder einen Traum, den du dir gerne noch erfüllen möchtest?

John: Mit Allrad-Wagen durch die Canyonlandschaften von Arizona, Utah, New Mexico, Colorado … Und unterwegs Geschichten von den Felsen pflücken.

mordsbuch.net: Wie wichtig ist dir das Feedback von deinen Lesern?

John: Wichtig, aber das auch nur fallweise. Ich freue mich darüber, wenn mein Text gefällt, bewegt, begeistert. Ich nehme konstruktive Kritik gerne an. Von Testlesern und bevor das Buch publiziert wurde. Am Ende bist du als Autor die letzte Instanz und musst entscheiden, ob etwas gut und richtig ist. Wenn du dich zu sehr abhängig machst von den Meinungen anderer, gehst du dir als Autor selbst verloren.

mordsbuch.net: Danke, dass du meine Fragen beantwortet hast, magst du den Lesern noch etwas sagen?

John: Öffnet eure Herzen und euren Geist für gute Literatur. Da draußen finden sich unerhörte Geschichten und manche davon sind wie für euch geschrieben. Ihr müsst sie nur entdecken.

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